Vor wenigen Monaten ist der Spatenstich des EUREF-Campus Düsseldorf erfolgt. Der Nachhaltigkeits- und Innovationscampus wird nach dem Standort in Berlin die zweite Niederlassung der EUREF AG werden, dessen Kapazitäten in der Bundeshauptstadt vollkommen erschöpft sind. Im Gespräch mit Vorständin Karin Teichmann wurden die Hintergründe und Visionen der EUREF AG beleuchtet.

Im Jahr 2008 eröffnete der Architekt Reinhard Müller, Vorstandsvorsitzender der EUREF AG, nach mehrjähriger Planung den EUREF-Campus Berlin. Das Stadtquartier am Gasometer Schöneberg sollte Arbeiten, Forschen und Bilden in einem gelebten Campus vereinen, ein Modellquartier für die klimaneutrale, ressourcenschonende und intelligente Stadt von morgen. In den vergangenen 13 Jahren entwickelte sich der EUREF-Campus Berlin zu einem internationalen Standort für innovative und nachhaltige Energie- und Mobilitätskonzepte.

Der Plan von Reinhard Müller und seinem Vorstandsteam schien aufgegangen zu sein. Aktuell beherbergt der EUREF-Campus Berlin über 150 Unternehmen und Verbände, welche sich zuvor auf einen der begehrten Plätze bewerben mussten. Vorständin Karin Teichmann erklärt, dass sich die Visionen und Ziele der ansässigen Unternehmen, mit denen der EUREF AG und dem EUREF-Campus vereinbaren lassen müssen. Diese liegen im Themenkomplex Energie, Nachhaltigkeit und Mobilität. Bewerbungen zur Anmietung von Räumlichkeiten enden aktuell jedoch nur in einem Anmietungsinteresse. Denn die Kapazitäten sind vollständig erschöpft und ein großes Abwandern der aktuellen Mieter ist nicht zu erwarten – ganz im Gegenteil.

Das Schöneberger Gasometer, Bestandteil des EUREF-Campus wird aktuell zu weiteren Büroflächen umgestaltet. Die berühmte „Jauch-Kuppel“ aus dem Politiktalk Günther Jauch, die bislang im Gasometer beheimatet war, muss für diesen Umbau abgebaut werden. Ziel: Die zweite Niederlassung des EUREF-Campus.

Die EUREF AG legte im Jahr 2017 Pläne für einen EUREF-Campus Zollverein vor. Initiiert waren diese Pläne vom damaligen Vorstandsvorsitzenden der RAG-Stiftung, Werner Müller. Am historischen Standort in Essen sollte als symbolischer Akt der Übergang von der Nutzung konventioneller Energiequellen, wie der auf Zeche Zollverein gewonnenen Steinkohle, hin zur Nutzung regenerativer Energien aufgezeigt werden. Allerdings stellte sich heraus, dass ein Projekt dieser Größenordnung nicht mit dem Welterbe-Status der Zeche vereinbar ist. So meldete sich die Stadt Düsseldorf als alternativer Standort für NRW, da die Stadt mit dem nahegelegenen Flughafen und der guten Verkehrsanbindung von Straße und Schiene schon heute ein wichtiger Mobilitätsknotenpunkt des Bundeslandes ist. Abseits der komfortablen Standortbedingungen sei aber auch die Unterstützung seitens des Landes NRW hervorzuheben, insbesondere die des bis vor kurzem amtierenden Verkehrsministers Hendrik Wüst. „Das sind wir von Berlin nicht so gewöhnt – die gute Zusammenarbeit der mit der Politik und Verwaltung auf Landesebene“ so Teichmann. Der Campus Düsseldorf solle keine Kopie zum Campus Berlin darstellen, sondern den Prozess des Weiterdenkens in den Vordergrund stellen.

Insgesamt werden am EUREF-Campus Düsseldorf drei Gebäude entstehen. Das Hauptgebäude, der Innovationscampus, wird im Jahr 2024 bezugsfertig. 75 % der Fläche von insgesamt 65.000 m² sind bereits vermietet. Start-ups, regionale und international agierende Unternehmen, aber auch Standorte für Bildung und Lehre in Kooperation mit Universitäten werden ihren Platz im Innovationscampus finden - und das alles mit dem ambitionierten Ziel der Klimaneutralität des Gebäudekomplexes.

Eine auf den Campus angepasste Energiezentrale wird für dieses Vorhaben das Herzstück des Geländes. Strom und Wärme werden in dieser Klimaneutral erzeugt und lässt den Campus die CO2-Klimaschutzziele der Bundesregierung für das Jahr 2045 schon von Anfang an erreichen. Neben einer klassischen Solaranlage auf dem Dach des Innovationscampus, werden an der Fassade Bioreaktoren installiert, in denen Algen wachsen sollen. Algen verbrauchen anfälliges CO2 und produzieren Sauerstoff und Wärme. Doch die Klimaneutralität kann nicht allein aus den soeben genannten erneuerbaren Energieträgern erreicht werden. Es fehlt eine Speicherung der Energie. Auch hier haben sich die Ingenieure der EUREF AG in Kooperation mit den Stadtwerken Düsseldorf etwas einfallen lassen. In unmittelbarer Nähe zum Campus befindet sich der „Lichtenbroicher Baggersee“ vorzufinden. Dieser ist zusammen mit dem lokalen Grundwasservorkommen Anlass für ein Grund- und Seewassernutzungskonzept. Im Winter wird hierzu das immer gleich temperierte Grundwasser mit wärmeren Wasser aus dem oberen Bereich des Sees nachgewärmt und daraus mittels einer speziell entwickelten Wärmepumpe in der Energiezentrale auf die angeforderte Temperatur gebracht und im Gebäude verteilt. Im Sommer wird das Gebäude über die Betonkernaktivierung gekühlt, indem die überschüssige Wärme an das Grundwasser abgegeben und mit Wasser aus den tiefen, kühleren Schichten des Sees ohne apparativen Aufwand mit intelligenten Systemen umweltschonend nachgekühlt wird.

Neben dem Innovationscampus als Zentrum der EUREF-Campus Düsseldorf, wird der NRW Mobility Hub als weiteres Gebäude des Campus eine entscheidende Rolle als Forschungscampus für intelligente Mobilitätskonzepte einnehmen. Zukünftig soll der Mobility Hub als Umsteigeort für Berufspendler oder Fluggäste auf diverse Sharing-Angebote dienen. Ob Bewegung auf dem Campus für Mitarbeiter für die „letzten Meter“ zum Büro oder als reiner Umsteigeort, als Verkehrsknotenpunkt – die Möglichkeiten sind vielseitig. Neben den uns bekannten Fortbewegungsmitteln sollen aber auch innovativen neuartigen Verkehrsmitteln ein Raum gegeben werden. So sind auf dem Mobility Hub Landeflächen für Flugtaxis oder Lieferdrohnen vorgesehen.

Der EUREF-Campus Düsseldorf wird ein wahrer Zukunftsort, an dem Gründer- und Unternehmergeist gelebt werden. Abgerundet durch eine sehr gute Verkehrsanbindung, kann hier in Nordrhein-Westfalen gezeigt werden, dass die Mobilitäts- und Energiewende machbar und bezahlbar ist.

Das Hintergrundgespräch führte Lukas Eichstaedt

Kontaktperson

Arvid Hans Hüsgen

Pressesprecher

+49 211 1360048

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