„Die Politik muss wieder priorisieren – und unbequeme Entscheidungen treffen“ - Johannes Winkel

Auf dem NRW-Tag in Dortmund wurde unser Landesvorsitzender Johannes für das Amt des Bundesvorsitzenden nominiert. Seit September befindet er sich auf seiner Deutschlandtour. Chefredakteur Fabio Crynen sprach mit ihm über seine Kandidatur und Ideen für die Zukunft.

Fabio Crynen: Vom Neumitglied bis zum Kandidaten für den Bundesvorsitz der Jungen Union: Wie hat Johannes Winkel aus Kreuztal die Politik für sich entdeckt?

Johannes Winkel: Vor allem aus eigenem Antrieb! Denn in meiner Familie ist niemand in einer Partei aktiv, was ich persönlich auch ganz angenehm fand und finde. Schon in der Schule habe ich mich für Politik interessiert, wusste aber nicht genau, welche Partei am besten zu mir passt. Dazu kam, dass es in Kreuztal keinen Stadtverband der Jungen Union gab. Irgendwann habe ich dann gedacht, dass wir etwas machen müssen und habe mit Freunden und Bekannten die Junge Union in Kreuztal reaktiviert. Seit dem ist viel passiert (lacht).

Fabio Crynen: Blicken wir für einen Moment auf unsere Mutterpartei. Du hast auf dem NRW-Tag in Dortmund gesagt, wir müssten wieder selbst von uns überzeugt sein und Programmpartei werden. Was macht diesen Wechsel so notwendig?

Johannes Winkel: Es liegt auf der Hand, dass die Zeiten der klassischen Wählermilieus zu großen Teilen Vergangenheit sind. CDU oder SPD zu wählen, weil das schon der eigene Großvater so gepredigt hat – das Argument verfängt nicht mehr – Gott sei dank! Aber es bedeutet für uns, dass wir die Leute in erster Linie wieder inhaltlich überzeugen müssen – das wird anstrengend, aber lohnenswert.

Erinnern wir uns kurz an die Bundestagswahl 2021: Ich glaube im Inneren wussten wir, dass die Wahl nicht erfolgreich verlaufen wird. Zu häufig haben sich Wahlkämpfer die Frage gestellt „Wofür steht die CDU eigentlich?“. Die Oppoositionszeit sollten wir als Chance begreifen und uns in Abgrenzung zur chaotischen Politik der Ampel auf unsere eigene Programmatik konzentrieren.

Fabio Crynen: Welche Inhalte sind es, mit denen wir als Union wieder überzeugend sein können?

Johannes Winkel: Angesichts unserer politischen Lage muss man keine Kommission zur Themenfindung einsetzen. Die Probleme liegen auf der Straße. Die Situation, in der sich unser Land befindet, ist besorgniserregend: Drohende Rezession auf Grund der Energiekrise, ein nach wie vor nicht gelöstes demografisches Grundsatzproblem für das Rentensystem, außenpolitische Abhängigkeiten ausgerechnet von undemokratischen Staaten wie Russland oder der Türkei. In Nordrhein-Westfalen haben wir es, übrigens auf Drängen der JU, mit den Themen Bildung und Innere Sicherheit vorgemacht. Mit identitätspolitischen Debatten à la Winnetou haben wir uns hingegen nicht lange aufgehalten.

Aber eines ist auch wichtig: Wir können die besten Inhalte haben – wenn wir diese nicht selbst überzeugend und verständlich kommunizieren, nützt uns das wenig. Von daher muss sich die CDU auch fragen, wie sie ihre Inhalte in die Köpfe der Wähler bekommt.

Fabio Crynen: Was wäre aus Deiner Sicht hierfür notwendig?

Johannes Winkel: Ich glaube es ist im ersten Schritt schon viel getan, wenn wir uns bei unserer Kommunikation mehr trauen und nicht ständig Angst haben, negative Reaktionen hervorzurufen. Keine Angst vor dem Twitter-Shitstorm, weil diese Debatten in der Realität niemanden interessieren! Botschaften, die versuchen es allen recht zu machen, verfangen nicht – und keiner weiß, was eigentlich mit ihnen gemeint ist. Und wir sollten uns nicht zu schade sein, auch einmal eigene innere Konflikte offen zu legen. Das gehört zu einer authentischen Kommunikation dazu.

Fabio Crynen:Die Junge Union ist die größte politische Jugendorganisation Europas, der Bundesvorsitzende steht im politischen Rampenlicht. Wie blickst Du auf die Aufgaben und die Aufmerksamkeit, die mit dieser Position verbunden sind?

Johannes Winkel: Dass ich einmal für das Amt des Bundesvorsitzenden kandidieren würde – ich hätte es zu Anfang meiner JU-Zeit für ausgeschlossen gehalten.
Durch meine langjährige politische Arbeit hier in NRW bringe ich aber das nötige Rüstzeug mit, um unsere JU gut durch diese politisch spannende Zeit zu führen. Von daher blicke ich mit Tatendrang und Vorfreude auf meine Kandidatur und die Aufgaben, die mich als neuen Bundesvorsitzenden erwarten würden.

Fabio Crynen: Kurz vor Deiner Deutschland-Tour hast Du Deine Kandidatur unter das Motto „Neue Zeit. Neuer Mut“ gestellt. Was bedeutet das für Dich konkret?

Das Motto geht ja in zwei Richtungen:

Einerseits sind die Zeiten vorbei, in denen es die Politik allen recht machen will. Sie könnte es auch gar nicht, denn wirtschaftlich und finanziell stehen wir vor großen Problemen. Deswegen müssen wir das tun, was die eigentliche Aufgabe der Politik ist: Priorisieren.
Das heißt automatisch, dass man Entscheidungen treffen muss, die unbequem sind. Dafür braucht man vor allem Mut. Denn Kritik wird es genug geben.

Als neuer Bundesvorsitzender würde Dein Kalender sicher gut gefüllt sein. Was treibt Dich jenseits des politischen Geschehens in Deiner Freizeit um?

Nicht nur politisch, auch sportlich bin ich großer Anhänger der Farbkombination schwarz-gelb – von daher versuche ich so oft wie es geht, ins Westfalenstation zu gehen oder die Spiele von Borussia Dortmund wenigsten am TV zu schauen. Darüber hinaus muss man sich die Zeit aktiv nehmen. Das werde ich auch weiterhin tun, um mit Freunden Basketball zu zocken oder mit meiner Freundin Tanzen zu gehen.

Das Interview führte Fabio Crynen.

Kontaktperson

Arvid Hans Hüsgen

Pressesprecher

+49 211 1360048

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag

Jetzt teilen: